Wer in Wilhelmsburg wohnt, kann die Kürzel igs und IBA schon nicht mehr hören. Jahrelang wurden Straßen gesperrt oder ganz abgeschafft, Parkplätze verlegt, Parks geschlossen, die S-Bahn am Wochenende unterbrochen und Bäume gefällt. Irgendwann nahm man die beiden Kürzel nur noch als Armeen wahr, die plündernd und brandschatzend durch unser Viertel zogen. Dazu kam die ununterbrochene PR-Propaganda. Im Wochenabstand berichteten Medien, IBA und igs würden aus unserem verdreckten Ghetto endlich einen Stadtteil machen, in den sich auch Mitbürger von nördlich der Elbe trauen. Irgendwann hört man einfach nicht mehr hin. Und jetzt soll das alles fertig sein? Keine Baustelle mehr?
Die igs hat am Freitag vor einer Woche eröffnet. Der Bundespräsident hat gesprochen, und der Herr hat Regen geschickt. Ich nehme mal an, dem himmlischen Herrscher war das Wohl der Blumen wichtiger als der Bundesobergrüßaugust. Die Blumen brauchten den Regen.
Am Sonntag abend waren wir dann auf dem Gelände und haben uns mal umgesehen. Das Aufregendste war, dass es überhaupt nicht aufregend war. Die Sonne schien. Die Baustelle, die noch Stunden vor der Eröffnung in einer Welle aus Hektik und Chaos zu versinken drohte, war verschwunden. Klar, es ist noch nicht alles perfekt. Doch zumindest guckt man nicht zweimal pro Minute in alle Richtungen, um nicht von einem Bagger oder einem mit Stiefmütterchen beladenen 30 Tonner ins Jenseits gebeamt zu werden.
Stattdessen: Ruhe. Es war so gespenstisch entspannend, dass ich dankbar war, die Autos auf der Autobahn zu hören, und natürlich die Güterzüge.
Wir sind dann geschlendert und haben ein bisschen gestaunt. Ich habe ein paar Fotos gemacht. Was man eben so tut auf einer Gartenschau.
02. Mai 2013