Die Zinnwerke und ein Herzenswunsch.

Eigentlich ist Meinungsmache ja nicht die Sache dieses Blogs. Heute muss ich eine Ausnahme machen. Warum? Trotz aller wohlformulierter Reden unseres geschätzten Bürgermeisters ist der Hamburger Senat mal wieder dabei, unser schönes Wilhelmsburg zu vergesäßen. Dieser „Stadtteil im Aufbruch“, von der Presse auch schon mal „Hamburgs modernster Stadtteil“ genannt, wird vom Senat leider immer noch gern als Schmuddelecke gesehen, mehr Gewerbegebiet als Innenstadt.

So ist die Soul Kitchen, eines der interessantesten Kulturprojekte auf der Insel, für Politik und Behörden nicht so wichtig. Sie hätten statt der Veranstaltungshalle lieber einen neuen Parkplatz für einen Spediteur. Mit einem übelriechenden Industriebetrieb in der Nähe geht man einen Pakt des Teufels ein: Er darf in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten weiter seinen Kadavergeruch verbreiten, weil er mit seiner Abwärme unseren schönen neuen Energiebunker füttert.

Und jetzt die Veringhöfe: Hier wächst gerade eine Kreativcommunity heran, die genau das erfüllt, was sich die Sonntagsredner vom modernsten Stadtteil der Hansestadt wünschen – mit neuen Ideen das Viertel für besserverdienende Trendsetter attraktiver zu machen. Auf dem Gebiet der ehemaligen Zinnwerke haben sich Künstler, Kreative und kleine Gewerbetreibende niedergelassen, die Keimzellen urbanen Wandels.

Doch statt diese kleinen Pflänzchen der Hoffnung zum Blühen zu bringen, hat der Senat entschieden, das Gelände wieder zu einem Gebiet mit gesichtslosen Lagerhallen zu machen. Genauer gesagt, er will den Opernfundus dorthin verlagern. Das ist ein hässlicher Betonklotz, so groß wie ein kleines Hochhaus. Wer sehen will, wie sowas aussieht, fährt mit der S-Bahn von Altona nach Bahrenfeld und sieht sich auf der linken Seite den Fundus des Thalia Theaters an. Für mich sieht das Ding aus wie ein Schuhkarton aus Waschbeton, der so groß ist, dass ein Flugzeug reinpasst.

Ehrlich gesagt, sowas brauchen wir nicht in einem Wohngebiet, das mit Millionen aus der Steuerkasse und mit Hilfe einer Bauausstellung aufgewertet werden soll.

Bei der Eröffnung der iba hat unser Bürgermeister gesagt, die Wilhelmsburger würden sich von Herzen wünschen, dass sie mit der Barkasse vom Wilhelmsburger Rathaus zum Hamburger Rathaus fahren können. Ich glaube das ja nicht. Die Wilhelmsburger, die ich kenne, haben andere Herzenswünsche. Und bisher traut sich kein Barkassenunternehmen, eine solche Fahrt wirklich anzubieten, weil die Nachfrage offensichtlich nicht ganz so groß ist wie der Bürgermeister meint. Ich als Bürger der Elbinsel will Ihnen, lieber Bürgermeister und liebe Leser mal meinen Herzenswunsch verraten: Bitte, liebe Freie und Hansestadt Hamburg, hör auf, unsere Elbinsel als Rumpelkammer zu benutzen, wo Du alles reinstellst, was nicht im Wohnzimmer zu sehen sein soll. Stell den Opernfundus dorthin, wo er niemanden stört. Wo das ist? Frag doch mal Deine eigenen Gutachter!

PS: Informieren kann man sich auf der Website der Zinnwerke, auf deren Facebookseite und durch eifriges Googeln. Wenn man das tut, staunt man nicht schlecht, wer sich alles gegen die tolldreiste Oper solidarisierrt, die hier gerade ausgeführt wird. (Das Bild habe ich mir hier geliehen.)

28. April 2013