Jeder kennt Wilhelmsburg als Industriegebiet. Doch die Elbinsel ist viel zu groß, um nur Werften, Fabriken und Hochhäuser zu umfassen, es gibt sogar richtige Dörfer. Kirchdorf allerdings ist eher eine Art Freilichtmuseum mit einer alten Dorfkirche, einem Amtshaus, einem historischem Gasthof und einer liebevoll renovierten Windmühle mit Namen „Johanna“. Heute war dort Schlachtefest, wie es früher üblich war. Ausrichter ist der sehr rührige Mühlenverein, dessen Aktivitäten man auf seiner Website findet.
Erster Programmpunkt ist das „Schweinewiegen“. Die dörflichen Experten kaufen eine Art Los, auf dem vermerkt wird, für wie schwer sie das Schwein halten. Wer dem wirklichen Gewicht am nächsten kommt, gewinnt.
Auch die Mühle Johanna selbst ist zu besichtigen. Ich durfte sogar am Verbotsschild vorbei auf die Galerie hinaustreten, wo mir ein ebenso kompetenter wie freundlicher junger Herr alles über historische Mühlen, ihre Funktion und ihre Pflege erzählte. Ich weiß jetzt, dass eine Mühle umso jünger bleibt, je häufiger sie läuft – das ist wie beim Menschen. Außerdem hat mit der junge Mann erzählt, dass es in jeder historischen Mühle einen Umdrehungszähler gibt. Dazu gehört ein Wettbewerb, den die Mühle gewinnt, deren Flügel sich am häufigsten drehen. Wer sich für die Einzelheiten und eine sachkundige Führung interessiert, auch den verweise ich auf die Website.
Die Kirchdorfer lieben ihre „Johanna“, sie ist der beliebteste Vorgartenschmuck.
06. November 2011